Steckbrief Morbus Parkinson
Überblick
Morbus Parkinson ist eine chronische, fortschreitende, sogenannte neurodegenerative Erkrankung, bei der nach und nach Nervenzellen im Gehirn absterben. Sie wird umgangssprachlich auch als Schüttellähmung bezeichnet. Ursache ist der Abbau der Nervenzellen, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Dadurch entsteht ein Dopaminmangel. Dieser Mangel stört das Gleichgewicht zwischen hemmenden und aktivierenden Signalen im Gehirn.
In Deutschland sind etwa 250.000 Menschen an Parkinson erkrankt. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko zu erkranken. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Bei etwa 5 bis 15 Prozent der Betroffenen liegt eine genetische Ursache vor.
Typisch bei Parkinson sind verlangsamte Bewegungen, Muskelsteifheit und das charakteristische Zittern in Ruhe. Hinzu kommen Gleichgewichtsstörungen, ein erschwerter Bewegungsbeginn und plötzliche Blockaden beim Gehen.
Oft treten zusätzlich auch psychische Beschwerden wie Depressionen, Angststörungen oder Schlafprobleme auf. Viele Betroffene entwickeln eine Demenz, die nicht nur durch Vergessen, sondern auch durch verlangsamtes Denken gekennzeichnet ist. Dadurch benötigen Betroffene für Gespräche, Entscheidungen oder Reaktionen länger. Auch Impulskontrollstörungen wie Spielsucht können vorkommen. Weitere häufige Symptome sind Verstopfung, gestörter Geruchssinn, vermehrter Speichelfluss und ein Blutdruckabfall beim Aufstehen.
Diagnose und Behandlung
Für die Diagnose ist das typische Beschwerdebild entscheidend. Zur Absicherung kann ein L-Dopa-Test durchgeführt werden. Zum Ausschluss anderer Diagnosen kommen außerdem bildgebende Verfahren wie ein MRT oder eine DAT-SPECT, eine spezielle Hirnbildgebung, zum Einsatz. Darüber hinaus können ein Riechtest und insbesondere bei jüngeren Betroffenen eine genetische Untersuchung erfolgen.
Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, den Dopaminmangel im Gehirn auszugleichen. Dazu wird häufig L-Dopa verabreicht. Dieser Wirkstoff wird im Körper zu Dopamin umgewandelt. Meist wird L-Dopa mit einem Decarboxylasehemmer kombiniert, der den Abbau von L-Dopa außerhalb des Gehirns verhindert. Zusätzlich können Dopamin-Agonisten eingesetzt werden, die ähnlich wie Dopamin wirken. Diese Medikamente werden in Form von Tabletten verabreicht. Alternativ gibt es die Möglichkeit der Verabreichung über eine Pumpe. Dabei wird der Wirkstoff entweder als Gel direkt in den Darm oder als Flüssigkeit unter die Haut gegeben. So kann eine gleichmäßige Wirkung erzielt werden.
Bei bestimmten Patienten kann eine tiefe Hirnstimulation infrage kommen. Dabei werden feine Elektroden in bestimmte Hirnregionen implantiert, die gestörte Bewegungsabläufe durch elektrische Impulse verbessern.
Auch nicht-medikamentöse Maßnahmen spielen eine wichtige Rolle: Krankengymnastik, Ergotherapie und Logopädie unterstützen die Beweglichkeit, den Alltag und die Sprache. Psychologische Unterstützung und Selbsthilfegruppen helfen beim Umgang mit den Belastungen der Erkrankung.
Ausblick
Zu Beginn sprechen viele Betroffene gut auf die Medikamente an. Es können jedoch Schwankungen auftreten, wie das sogenannte On-Off-Phänomen, bei dem sich Phasen guter Beweglichkeit plötzlich mit starken Bewegungseinschränkungen abwechseln. Der Verlauf ist individuell unterschiedlich, meist schreiten die Beschwerden aber allmählich fort.
Literatur:
- Mattle H., Fischer U., Kurzlehrbuch Neurologie. Stuttgart: Thieme; 2021.
- Hahn J., Checkliste Innere Medizin. Stuttgart: Thieme; 2023.
- Middeke M. In: Füeßl H., Middeke M., Duale Reihe Anamnese und klinische Untersuchung. Stuttgart: Thieme; 2022.