Morbus Parkinson: Körperliches Training reduziert depressive Symptomatik
Depressionen zählen bei Morbus Parkinson zu den häufigsten nicht motorischen Symptomen und geht oftmals mit einer schnellen Progression sowie kognitiven und physischen Funktionsstörungen einher. Vor diesem Hintergrund haben Kim und Kollegium die antidepressiven Effekte verschiedener Arten körperlichen Trainings auf Art und Schwere der Depressionen in einer Metaanalyse untersucht. Dabei differenzieren sie zwischen verschiedenen Trainingsarten.
Obgleich zahlreiche Studien darauf hindeuten, dass Bewegung die depressive Symptomatik bei Menschen mit Morbus Parkinson verbessern könnte, fehlt es bis heute an klaren Belegen für die Wirksamkeit des körperlichen Trainings unter Berücksichtigung von Art und Intensität. Kim und Forschungsteam wollten an dieser Stelle eine Lücke schließen und stellen nun die Ergebnisse einer Metaanalyse zum Thema vor. Die Grundlage bildete eine systematische Literaturrecherche in gängigen Datenbanken, darunter PubMed und Web of Science.
Geeignete Publikation erfüllten folgende Kriterien:
- Veröffentlichung bis zum 28. Februar 2022,
- Probandinnen und Probanden mit Morbus Parkinson,
- Verschiedene Arten und Intensitäten einer Bewegungstherapie,
- Kontrollgruppen ohne Bewegungstherapie,
- depressive Symptomatik als Studienendpunkt.
Als primären klinischen Endpunkt definierte das Autorenteam die Veränderungen der depressiven Symptome durch das körperliche Training. Dabei fokussierten sie auf alle verfügbaren Daten, um die jeweilige individuelle Symptomlast erfassen zu können.
Zur Beurteilung des Bias-Risikos kam das Cochrane Risk of Bias Assessment Tool in der Version 2.0 zum Einsatz. Im Rahmen der statistischen Auswertung berücksichtigten Kim et al. als möglichen Moderator die Art des körperlichen Trainings und differenzierten zwischen 5 verschiedenen Modalitäten:
- Aerobic,
- Krafttraining,
- Gleichgewichtstraining,
- Flexibilitätstraining,
- sowie kombiniertes Training mit mehreren Komponenten.
Schließlich griffen sie bei der Auswertung auf eine Random-Effects-Metaanalyse zurück und berechneten standardisierte mittlere Differenzen zwischen den Effekten des körperlichen Trainings einerseits und den Kontrollinterventionen andererseits mit 95%-Konfidenzintervallen.
Trainingsart als Moderator
Die Literaturrecherche ergab zunächst 1862 Publikationen, 19 konnten bei der quantitativen Datenanalyse berücksichtigt werden. Das Bias-Risiko war trotz fehlender Daten in einigen Studien relativ gering, die depressive Symptomatik wurde größtenteils mit dem Beck’s Depressionsinventar (BDI) erfasst.
Die Patientinnen und Patienten waren zwischen 60 und 70 Jahren alt, die Stichprobengrößen lagen mit wenigen Ausnahmen in den Interventionsgruppen zwischen 9 und 35 Personen. Die häufigsten untersuchten Trainingsarten waren kombiniertes Training und Aerobic.
Bei insgesamt 23 Vergleichen aus den eingeschlossenen Studien für die Datensynthese zeigte sich eine hoch signifikante Wirkung körperlicher Betätigung auf die Reduktion depressiver Symptome mit einer standardisierten mittleren Differenz (SMD) von 0,83 und einem 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,52 und 1,14. Die folgende Moderatorenanalyse zum Trainingstyp ergab hoch signifikante positive Effekte für kombiniertes Training mit einer SMD von 1,11 und einem 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,64 und 1,59.
Für Aerobic als alleinige Trainingsart konnte das Autorenteam hingegen keine bedeutsamen Effekte nachweisen. Schließlich zeigten sowohl Übungen mit leichter bis mittlerer Intensität, als auch mit mittlerer bis hoher Intensität reduktive Effekte auf die Schwere der depressiven Symptomatik mit minimalen Unterschieden zwischen den Intensitäten.
Nach Meinung der Autorinnen und Autoren deuteten diese Ergebnisse daraufhin, dass regelmäßiges körperliches Training bei Patientinnen und Patienten mit Morbus Parkinson eine antidepressive Wirkung entfalten würde. Diese Effekte seien dabei enger mit der Art des Trainings als mit der eigentlichen Intensität verbunden. Kim et al. gehen ferner davon aus, dass verschiedene Arten von Trainingsinterventionen zusammen den Nutzen noch erhöhen könnten und halten weitere prospektive Studien für angebracht.
Fazit:
In dieser Metaanalyse zeigte körperliches Training in verschiedenen Intensitäten positive Effekte auf depressive Symptome von Patientinnen und Patienten mit Morbus Parkinson. Da die Autorinnen und Autoren einen Zusammenhang zwischen Effektivität und der Art des Bewegungstrainings feststellen konnten, vermuten sie einen noch größeren Nutzen durch die Kombination verschiedener Trainingsarten. Dies sollte in künftigen Studien untersucht werden.
Quelle:
Simon A. Morbus Parkinson: Körperliches Training reduziert depressive Symptomatik. Geriatrie up2date 2024; 06(04): 251 – 252. doi:10.1055/a-2251-1580
Publikationsdatum: 16. Oktober 2024 (online)
Autorin Studienreferat: Annika Simon, Braunschweig