Entzündung als Ursache der Parkinson-Erkrankung?
Es gibt Hinweise auf Inflammation als Determinante in der Pathogenese der Parkinson-Krankheit. Ob die entzündliche Kaskade Ursache oder Folge des Dopamin-Neuronentods sind, ist nicht klar. In einer Zwei-Stichproben Studie unter Verwendung der Mendelschen Randomisierung, sollte der kausale Zusammenhang von Entzündung und Parkinson-Krankheit untersucht werden, um das Risiko von Verzerrungen zu reduzieren, die in Beobachtungsstudien üblich sind.
Die Studienautor*innen wählten die folgenden Entzündungsbiomarker aus Metaanalysen aus, die auf Basis der Verfügbarkeit und der Stichprobengröße (mindestens 5000 Teilnehmer) geeignet waren eine ausreichende Aussagekraft für die Erkennung eines kausalen Effekts zu gewährleisten und das Risiko einer kleinen Stichprobenverzerrung zu minimieren: CRP, IL-6, IL-1-Rezeptorantagonist (IL-1 RA) und TNF-α. Die Datenquellen für die Größe CRP umfasste 2 Referenzmetaanalysen mit insgesamt 135 Studien, IL-6 hatte als Quelle 3 Referenzen mit 98 Studien, IL-1RA 2 Referenzen mit 25 Studien und TNF-α eine Referenz mit 25 Studien.
Die Wissenschaftler*innen konzentrierten sich auf zwei Endpunkte: die Diagnose der Parkinson-Krankheit und das Alter zum Zeitpunkt des Auftretens (AAO). Dazu verwendeten sie im ersten Fall genetische Assoziationsdaten aus der jüngsten GWAS-Metaanalyse und der 23andMe-Studie mit insgesamt 56306 Fällen und 1417791 Kontrollen. Für AAO extrahierten sie genetische Assoziationsschätzungen aus den größten GWAS und 23andMe mit 28568 Parkinson-Fällen.
Die Forscher*innen untersuchten die kausalen Determinanten Expositionen auf die Endpunkte mit Hilfe der Mendelschen Randomisierungsanalysen (MR) mit zwei Stichproben, und führten zur Überprüfung der Robustheit der MR-Befunde weitere Sensitivitätsanalysen durch.
In allen drei Datenquellen, die für Interleukin-6 als Parameter ausgewählt wurden, fanden sich statistische Hinweise auf eine Evidenz für die Kausalität zwischen einem früheren Alter bei Beginn der Parkinson-Krankheit und einer erhöhten Interleukin-6-Konzentration. Keine statistischen Beweise hinsichtlich kausaler Effekte fanden sich für C-reaktives Protein, Interleukin-1-Rezeptorantagonisten und Tumornekrosefaktor-α, und zwar auf beide Endpunkte Parkinson-Krankheit und Alter bei Krankheitsbeginn. Die Ergebnisse nach Ausschluss möglicher pleiotroper genetischer Varianten, stimmten mit den Ergebnissen der Primäranalysen überein. Bei der Untersuchung der umgekehrten Kausalität fanden sich keine Hinweise auf eine kausale Wirkung der Parkinson-Krankheit oder des Alters zu Beginn auf die gewählten Biomarker der Entzündung.
Fazit:
Die vorliegende Studie, unter Verwendung eines MR-Designs, enthüllte Hinweise auf einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Ausbruch der Parkinson-Krankheit und Interleukin-6. Die Ergebnisse dieser Studie deuten demnach darauf hin, so die Autor*innen, dass die entzündungsfördernde Aktivität des Interleukin-6-Zytokins eine Determinante der prodromalen Parkinson-Krankheit sein könnte.
Quelle:
Bottigliengo D. et al. A Mendelian randomization study investigating the causal role of inflammation on Parkinson’s disease. Brain 2022; 145: 3444-3453
Publikationsdatum: 30. Januar 2024 (online)
Autor Studienreferat: Richard Kessing, Zeiskam